Interview mit Susanne Schwenger von MARC O’POLO

"Nachhaltigkeit ist für uns kein Trend, sondern eine Haltung"

Interview Marc O'Polo

Nachhaltigkeit wurde bei MARC O’POLO schon großgeschrieben, als „Sustainability“ noch kein gesellschaftlicher Trend war. Wir haben uns mit Susanne Schwenger zum digitalen Interview getroffen.

Von Stockholm ins oberbayerische Stephanskirchen und von dort in die Welt – seit über 50 Jahren steht das Mode-Label MARC O’POLO für hochwertige Premium-Looks. Während sich andere Unternehmen der Entwicklung und Verwendung synthetischer Stoffe zuwendeten, setzte das Unternehmen mit schwedischen Wurzeln von Anfang an auf natürliche und hochwertige Materialien. Heute sitzt MARC O’POLO im oberbayerischen Stephanskirchen und liefert seine Kollektionen neben Deutschland, Österreich, Schweiz und Schweden in Länder wie Polen, Frankreich, Belgien, Niederlande und nach China.

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Im September 2020 sendete MARC O’POLO ein klares Signal und trat der Fair Wear Foundation bei, eine der anspruchsvollsten Initiativen für faire Arbeitsbedingungen in der Lieferkette. Daneben gibt es das ehrgeizige Ziel, ab 2023 ausschließlich nachhaltige Produkte anzubieten. Wir haben uns mit Susanne Schwenger zum digitalen Interview getroffen. Als CPO (Chief Product Officer) zeichnet sie verantwortlich für die Bereiche Design, Produktion, Marketing & Lizenzen.

Susanne Schwenger Marc O'Polo

MYBESTBRANDS: MARC O’POLO steht seit über 50 Jahren für Individualität, Freiheit und Selbstbestimmtheit. Aber auch für gute Materialien und Nachhaltigkeit. Wie hat sich das Verständnis zum Thema „Sustainability“ über die Jahrzehnte hinweg verändert?

Susanne Schwenger: „Wir führen die Idee der MARC O’POLO Gründer fort und transportieren sie in die Zukunft. 1967 sprachen unsere Gründer von Natürlichkeit, heute sprechen wir von Nachhaltigkeit. MARC O’POLO hat schon damals entgegen dem allgemeinen Trend zu synthetischen Fasern auf natürliche Materialien gesetzt und damit eine Pionierrolle eingenommen.

In der Zwischenzweit hat sich jedoch die Definition und Bedeutung von Nachhaltigkeit verändert. Heute ist neben nachhaltigen Kollektionen, den Arbeitsbedingungen und dem Tierwohl auch der CO2-Ausstoß ein wichtiges Kriterium. Dabei betrachten wir den gesamten Herstellungsprozess und haben das Ziel bis spätestens 2025 klimaneutral zu werden. Dafür sind wir eine Partnerschaft mit ClimatePartner eingegangen.“

Das Thema „Sustainability“ ist seit einiger Zeit zu einem echten Trendthema geworden und wird auch in der Modebranche mehr und mehr fokussiert. Worin unterscheidet MARC O’POLO sich dabei von anderen Unternehmen?

„Wir verfolgen seit vielen Jahren einen holistischen Ansatz. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie „01 Journey – 10 Pathways“ berücksichtigt zehn Teilbereiche und definiert ambitionierte Ziele, wie die erwähnte Klimaneutralität. Ein weiterer Bereich ist unsere Materialstrategie, die besagt, dass wir in 2023 ausschließlich nachhaltige Produkte anbieten werden.“

Sie bezeichnen MARC O’POLO als „nachhaltige Marke“ – wie definieren Sie das?

„Nachhaltigkeit ist für uns kein Trend, sondern eine Haltung. Seit Beginn setzen wir auf Natürlichkeit und seit vielen Jahren auf Nachhaltigkeit. Wir arbeiten mit vielen nachhaltigen Materialien, wie zum Beispiel TencelTM Lyocell, TencelTM Ecovero, recycelten Materialien oder Organic Cotton, welches wir bereits seit 2006 einsetzen. GOTS und OCS zertifizierte Produkte bieten wir seit letztem Jahr an. Der Produktbereich ist aber sehr viel komplexer. Es beginnt mit der bewussten Materialwahl, geht über die Produktion sowie faire Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern und die Verpackung bis hin zum Shipping und der Vermeidung von Airfreight. Neben dem Produktbereich engagieren wir uns auch auf Unternehmensebene und verbinden alle Teilbereiche in unserer Strategie.“

Die aktuellen Topseller von MARC O'POLO:

Sie sind seit einiger Zeit Mitglied der Fair Wear Foundation – was gab dafür den Ausschlag?

„Die Themen und die Ziele die wir verfolgen, gehen wir konsequent und mit Weitsicht an. So kam es, dass wir uns trotz der Herausforderungen der Pandemie letztes Jahr für den Beitritt zur Fair Wear Foundation entschieden haben. Seit 2009 besteht die Mitgliedschaft bei amfori BSCI, über welche weiterhin unabhängige amfori BSCI Audits in unserer Lieferkette durchgeführt werden. Ergänzend kommen nun die Maßnahmen im Rahmen der Fair Wear Foundation Mitgliedschaft hinzu, die noch umfangreicher sind. Die Fair Wear Foundation stellt zum Beispiel verpflichtende Anforderungen an ihre Mitglieder. Dementsprechend werden wir jährlich in Form des Brand Performance Checks gemessen.

Unser Fortschritt wird von der Initiative überwacht. Über die jeweilige Entwicklung und Performance wird zudem transparent berichtet. Die Fair Wear Foundation ist außerdem – im Gegensatz zu amfori BSCI – eine Multi-Stakeholder-Initiative, in der neben den Mitgliedsunternehmen auch NGOs und Gewerkschaften vertreten sind.“

Zudem möchten Sie die Lieferkette sozialverträglicher gestalten, gehören dazu auch die Arbeitsbedingungen vor Ort? Wie sieht dies in der Praxis aus?

„Die Fair Wear Foundation führt jährlich eine feste Anzahl an Kontrollaudits in einem Teil der Fabriken durch. In der Branche gehören diese zu den wirkungsvollsten und strengsten. Auf Basis der Audits setzen wir in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten die Verbesserungen in den Fabriken um.

Die Audits allein verbessern aber die Arbeitsbedingungen aufgrund der komplexen Umstände oftmals nicht ausreichend, auch wenn sie ein essentieller Baustein sind. Vor diesem Hintergrund bietet die Fair Wear Foundation darüber hinaus noch sogenannte Workplace Education Programms an, mit denen wir Trainings in unseren Fabriken durchführen können. Der wohl wichtigste Aspekt und Unterschied der Fair Wear Foundation Mitgliedschaft ist der Worker Grievance Mechanism. Dieser gibt den Arbeitern in unserer Lieferkette eine Stimme: Sie haben die Möglichkeit, sich mit Beschwerden an die Fair Wear Foundation sowie an uns als Marke zu wenden."

MARC O’POLO hat in den 70ern mit dem Launch eines Logo-Sweatshirts einen der ganz großen Modetrends der heutigen Zeit geprägt: lässige Streetwear. Wie setzen Sie diesen Trend heute in den aktuellen Kollektionen um?

„Unser Iconic Sweater ist inzwischen essentielles Keypiece jeder Kollektion und nicht mehr wegzudenken. Was in den 70ern ein regelrechter Hype war, ist heute zeitgeistiger denn je. Wir bedienen uns bei der Kollektionsentwicklung immer wieder unserer Heritage und tauchen tief in die MARC O’POLO Archive. Das Logo-Sweatshirt kommt dementsprechend immer neu interpretiert. Mit Retro-Logo oder Logo als Artwork. Als Hoodie oder Crewneck. Von oversized bis cropped. Unabhängig vom Look und der Farbe sind unsere Iconic Sweater natürlich immer aus Organic Cotton.“

Für viele Menschen hat sich durch das Corona-Virus nicht nur die Arbeitswelt geändert, sondern auch das Modebewusstsein. Sakkos, Blazer und Co. sind weniger gefragt, umso mehr stehen casual Looks im Vordergrund. Wie bewerten Sie das?

„Die MARC O’POLO Stilistik ist Contemporary Casual mit skandinavischer Handschrift. Die Casualisierung hat weit vor der Pandemie begonnen und wurde durch die Homeoffice-Situation verstärkt. 

Der Hintergrund dieser Entwicklung ist auf den Zeitgeist zurück zu führen. Neben dem nachhaltigen Aspekt muss Mode mehr denn je auch komfortabel sein und Spaß machen. Das bedeutet nicht das Tailoring keine Rolle mehr spielt. Es geht um Qualitäten, Schnittführung und Styling.

MARC O’POLO hat den Modern Casual Look seit Beginn geprägt. Ebenso wie die Nachhaltigkeit ist Upper Casual tief in unserer Philosophie verankert und kein kurzfristiger Trend. Das macht unsere Kollektionen authentisch und ist die Basis für unsere erfolgreichen Iconics.“

Wir haben das erste Covid-Jahr hinter uns gebracht – inwiefern hat Sie dies in der Produktentwicklung und der aktuellen Kollektion geprägt?

„Fashion ist auch immer ein Spiegel der Gesellschaft. Die Monate im Lockdown und die weltweite Pandemie hinterlassen ihre Spuren. Das zeigt sich in der Stilistik. Die Zeit für Plakativität und schnellen Konsum ist vorbei. Wir konzentrieren uns noch mehr darauf unserem Stil treu zu bleiben und Lieblingsteile zu kreieren. Unsere Kollektion spiegelt unsere Haltung und unsere Werte: Simplicity. Naturalness. Personality. Individuality. Unsere Highlights sind Fashion Iconics aus nachhaltigen Materialien und modernen Silhouetten. Transeasonal und timeless.“

Vielen Dank für dieses Interview!

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